… und seine Geschichte
Steinheim gehört zu den südlichsten Gemeinden des Landkreises Gießen und liegt 133,6 Meter. über dem Meer. Nach Nordosten hin blickt man auf die Ausläufer des Vogelsberges, während sich nach Westen und Süden die Niederungen der Horloff ausbreiten. Die umliegenden Hügel, wie der Kaltenrain mit 212 Meter und der Wingertsberg mit 158 Meter erreichen nur geringe Höhen. Durch die Steinheimer Gemarkung führte einst eine vormittelalterliche Straße, welche von Schotten über Langd kam und bei Trais-Horloff die Horloff überquerte und weiter über Bellersheim nach Trais-Münzenberg verlief. Erstmals wird der Name unseres Dorfes im Lorscher Kodex am 08.November 1356 urkundlich erwähnt. Flurnamen aus der Römerzeit, wie Kestecke (hdtsch. Kastellecke) oder Pohlstück und Pahlmärt (hdtsch. Pfahlmarkt) beweisen jedoch, dass Steinheim schon früher bestanden haben muss.
Vermutlich war der Trinkbrunnen ausschlaggebend, dass sich unsere Vorfahren entschlossen, hier eine erste Ansiedlung zu wagen. Nach den „Mainzer Urkunden“ dürfte unser Steinheim bereits im Jahre 1137 gegründet worden sein. In der Nähe von Steinheim und Rodheim befanden sich in frühesten Zeiten kleinere Siedlungen. Die „Nordenhäuser Wiesen“ erinnern uns noch heute an das Dorf Nordenhausen.
Seit der erstmaligen Nennung des Namens Steinheim schweigen die Urkunden über das Schicksal unseres Dorfes bis zum Jahre 1622. Dieses Jahr fällt in die Zeit des Dreißigjährigen Krieges (1618 bis 1648). Aus dieser schreckenhaften Kriegszeit sind nur einige Jahreszahlen herauszugreifen.
1622 sollen es Braunschweiger Truppen und 1632 Schweden gewesen sein, die unser Dorf belagerten. Im Jahre 1635 erreichten die Leiden des Krieges ihren Höhepunkt. Das Pestjahr war gekommen. 20 Steinheimer Dorfbewohner fanden als Pestopfer ihr Grab in Nidda. Im Jahre 1646 äscherte ein großer Brand fast das ganze Dorf ein. Nur der im Jahre 1450 erbaute Turm der Katharinen Kapelle überstand die Feuersbrunst. Dieser Turm war bis jetzt der Statthalter von drei Kirchenschiffen. Das Erste wurde 1696 abgerissen, das Zweite 1964 umgelegt und anschließend das jetzige Erbaut. Die im Turm hängende Glocke wurde im Jahre 1493 gegossen und trägt den Namen „Cyriakus“. Anstelle eines älteren Schiffes schließt sich ein Fachwerkbau aus dem Jahre 1696 an, als ältestes Bauwerk, welches bis heute erhalten bleibt. Das eben genannte Fachwerkhaus ist somit auch eines der damals ersten neuen Bauwerke, nach dem Eben genannten Großfeuer. Den Aufzeichnungen nach Dauerte es nämlich über 20 Jahre bis nach der Brandkatastrophe das erste Wohnhaus wieder gerichtet war.
Im 30-jährigen Krieg verlor das Dorf mehr als die Hälfte seiner Einwohner. Trotz alledem machten sich die Überlebenden an den Wiederaufbau. Von 1650 bis 1720 erlebte Steinheim eine Blütezeit. Es wurden u. a. Häuser gebaut, von denen das älteste aus dem Jahre 1666 noch heute in der Mittelgasse steht.
An der „Spanischen Krankheit“ in den Jahren 1689/90 verstarben laut Aufzeichnungen 18 Bürger.
In der Zeit des hessisch-fränkischen Fachwerkbaus um ca. 1750 gab es einen weiteren Aufschwung. In diese Zeit fiel auch der Bau eines ersten Schulhauses (1787). Auf Grund eines fürstlichen Konstriarlerlasses hatte der beschwerliche Schulweg nach Rodheim ein Ende. Etwa 60 Jahre später wurde ein zweites Schulhaus an der Ecke Bruchweg – Hessenstraße errichtet. Doch schon kurz nach der Jahrhundertwende erwies sich auch das zweite Schulhaus als zu klein. Am 26. September 1914 erfolgte die Schlüsselübergabe für die neue Schule in der Hessenstraße.
Doch zurück in das Jahr 1818: Hier findet das erste Spritzenhaus eine Nennung. Es stand in der Mittelgasse neben dem ältesten Haus von Steinheim. Dieses Spritzenhaus musste 1920 dem Ortsbild weichen.
Der I. Weltkrieg (1914 bis 1918) hinterließ auch in Steinheim seine Spuren. 1923 erlebten die Bewohner eine kritische Zeit, denn die Inflation erreichte ihren Höhepunkt.
Der II. Weltkrieg von 1939 bis 1945 endete auch für Steinheim mit großer Trauer, denn vielen Männern war es nicht vergönnt, ihre geliebte Heimat wiederzusehen.
1945 rückten Amerikanische Streitkräfte ein und besetzten unser Dorf.
Nicht unerwähnt bleiben soll, dass durch die Folgen des Krieges viele Deutsche aus ihrer Heimat vertrieben wurden. So erhöhte sich die Einwohnerzahl Steinheims durch die Zuwanderung von 486 vor dem Krieg auf 736.
Während früher der Hauptberufszweig in der Landwirtschaft lag, so brachte die Zeit es mit sich, dass unser Ort zu einer Arbeitwohngemeinschaft wurde.
Die Jahre nach dem zweiten Weltkrieg brachten eine Reihe von Veränderungen im Dorfbild.
1949-1950 begann der Ort sich zu erweitern. Dies geschah in der Verlängerung der Bahnstraße und dem Ausbau der Sudetenlandstraße, dem Riedweg. Außerdem konnte 1949 das neue Rathaus und das Feuerwehrgerätehaus eingeweiht werden. 1952 ging ein lang gehegter Wunsch der Bevölkerung in Erfüllung, denn die neu erbaute Wasserleitung konnte ihrer Bestimmung übergeben werden. Mit der Verlegung der Wasserleitung wurde bereits im Jahre 1949 begonnen, obwohl nur geringe Geldmittel zur Verfügung standen. Im Jahr 1953 wurde die Ortsdurchfahrt mit einer Teerdecke versehen. Es folgte 1955 der Bau der Kanalisierung und 1960-1961 der Ausbau der Ortsstraßen und versah dieselben mit Bürgersteigen.
Auf dem Friedhof errichtete man 1963 ein Ehrenmal für die Opfer der beiden Weltkrieg, sowie eine Leichenhalle.
Ein weiterer Meilenstein in der jüngsten Dorfchronik war die Wiedereinweihung der Katharinenkapelle 1964.
1969 erfolgte in nördlicher Richtung die Ausweisung eines weiteren Baugebietes mit der Anlegung der Kaltenrainstraße.
Außerdem wurde noch in kurzen Zeitabständen verwirklicht: Die Installierung einer neuen Straßenbeleuchtung, die Renovierung des Schulhauses, Befestigung des Schulhofes und der Einbau einer Zentralheizung in der Schule, Ausbau des Schronneweges, Herrichtung und Ausstattung eines Kinderspielplatzes und Erbauung einer Gemeinschaftsgefrieranlage hinter dem Feuerwehrgerätehaus. Ein neuer Sportplatz wurde in Dorfnähe geschaffen, sowie 1972 ein Sportheim erbaut und eine Wasserleitung dorthin gelegt. Ferner wurde der Fußweg zum Bahnhof ausgebaut. Zum Teil führte man die aufgeführten Arbeiten vorwiegend in Eigenhilfe aus.
Seit dem 1. Januar 1971 ist Steinheim im Rahmen der Gebietsreform als Stadtteil zur Stadt Hungen eingemeindet. Seit 1975 dient das ehemalige Schulgebäude als Dorfgemeinschaftshaus.
Im Jahre 1990 erweiterte sich das Dorfbild um das Neubaugebiet Hopfengärten. Diese Bauplätze waren in kürzester Zeit vergeben.
Im Jahre 1994 wurde das Feuerwehrgerätehaus umgebaut.
Im Jahre 2003 erlangte unser Dorf bei dem Wettstreit „Dolles Dorf“ des Hessischen Rundfunk den Titel. In dem erstmal ausgetragenen Wettbewerb setzten sich die Steinheimer in der Endrunde gegen 4 weitere Teilnehmer durch, insgesamt nahmen 50 Dörfer teil. Das Ergebnis stand am 7. Juni 2003 fest. Somit konnten wir in Bad Arolsen auf dem Hessentag 2003 den Siegerpokal mit den damit verbundenen Preisen entgegennehmen.
Von 2010 bis 2011 wurde das Bürgerhaus mit großer eigeninitative umgebaut. Eine Komplettsanierung. Wodurch der Eingangsbereich umgelegt und die Sanitärenanlagen in den 1. Stock verlegt wurden. Das erste Obergeschoss wurde zur Nutzung dazugewonnen und zu dem großen Saal im Erdgeschoss besitzt das Haus nun auch über einen kleinen Saal mit einer kleinen Küche. Desweiterhin ist das Büro des Ortsvorstehers in diese Etage eingezogen. Ein Fahrstuhl wurde eingebaut, sowie ein neuer Küchen- und Thekenbereich.
Im Jahr 2013 wurde in mehreren Bauabschnitten die Hauptdurchgangsstraße Hessen- und Bürgerhausstraße komplett saniert und die Wasserleitung erneuert.
Im Jahr 2017 fand eine Erneuerung der Wege auf dem Friedhof statt.
Auf kommunaler Ebene wird die Gemeinde durch den Ortsbeirat repräsentiert. Mit dem Männer- und Frauenchor des Gesangvereins „Frohsinn“, dem Sportverein „Teutonia“, der zahlreiche Sportarten unterhält, dem Obst- und Gartenbauverein mit einer angeschlossenen Vogelschutzgruppe, der Freiwilligen Feuerwehr und dem Musikzug sowie der VDK Ortsgruppe herrscht im Stadtteil Steinheim ein reges Vereinsleben. Im Frühjahr 1999 wurde das Vereinsleben durch die Gründung des Förderkreises Feuerwehr, Musik und Jugendpflege und 2002 durch die Gründung der Jugendfeuerwehr bereichert. Zur Nachwuchssicherung für den Bereich Feuerwehr wurde im Jahr 2017 eine Minifeuerwehr gegründet. Hier können Kinder bereits ab dem vollendeten sechstem Lebensjahr an der Feuerwehrarbeit teilhaben.
Im Stadtteil Steinheim wohnen zur Zeit 536 Bürgerinnen und Bürger (Stand: 30.Juni 2016).
(Teilweise Auszüge aus dem Festbücher von 1974 & 1999)